Hua Shan
Hua Shan liegt rund 120km oestlich von Xi’an und ist einer der fuenf mystischen Berge Chinas. Normalerweise ranken sich um heilige Staetten immer Legenden und Mythen, nicht so um Hua Shan. Stattdessen wurden sie im Altertum von einem der vielen Kaiser als heilige Berge auserwaehlt. Fortan pilgern also eine Menge Leute hier hinauf um den Berggoettern zu huldigen… Das musste ich mir natuerlich ansehen.
Der Berg ist 2100m hoch (weiss aber nicht von welcher Hoehe es los geht, auf jeden Fall war der Berg verdammt hoch), also kein kleiner Nachmittagsspaziergang. Da hier aber ganze Familien hinaufmarschieren, kann es schon nicht so wild sein, so dachte ich. Irrtum! Aber von Anfang an. Zusammen mit Jakob (Daene) und Chris (Englaender), die ich im Bus getroffen hatte bin ich also los. Drei Uhr nachmittags und eine brennende Sonne im Nacken. Erst ging es rund zwei Kilometer an zahllosen Snackbuden vorbei eine Rampe empor. Alles halb so wild und die Spitze war auch schon ein gutes Stueck naeher gerueckt. Anschliessend kamen Stufen. Auch kein Thema, Treppensteigen bin ich doch gewoehnt und macht ausserdem rank und schlank. Einziges Problem, diese Treppe nahm einfach kein Ende… und dachte man sie war zu ende so ging es gleich weiter. Teilweise gabe es sogar senkrechte Stellen (immer mit in den Stein gehauenen Stufen), wo man sich an Ketten hochziehen musste. Wie dass die alten Damen schaffen ist mir ein Raetsel. Ich muss zugeben, es war wirklich anstrengend!!
So marschierten wir geschaetzte 12.000 Stufen bis zum West-Gipfel empor. Gluecklicherweise waren wir rechtzeitig zum Sonnenuntergang oben, die Belohnung fuer diesen Aufstieg. Dort sassen wir erschoepft, verschwitzt und von Moskitos geplagt aber mit dem Gefuehl den Berg bezwungen zu haben.
Uebernachtet haben wir fuer 20 Yuan (ca. 2 Euro) in einer kleinen klosteraehnlichen Herberge in einem Achtbettzimmer. Erst bei naeherem Hinschauen wurde uns klar, dass die Bettlaken schon seit Wochen vielleicht sogar Monaten nicht mehr gewechselt worden waren. Wer will es den Herbergsvaetern veruebeln. In 2000m Hoehe ohne fliessend Wasser ist waschen ein echter Luxus. Der Gedanke, dass unsere Bettvorlieger sich wahrscheinlich mit aehnlicher Muehe den Berg hochgequaelt und dabei bestimmt nicht weniger geschwitzt haben, und sich aufgrund der nicht vorhandenen Waschmoeglichkeiten wohl auch in diesem Zustand betteten, verursachen uns hygienesuechtigen Westlern aber einen leichten Brechreiz. Ach was, so ein Quatsch, der Berg ist heilig, also rein in die Laken, tief einatmen, der Muff ist dann bestimmt nach kurzer Zeit verflogen… Oder auch nicht.
Na ja, wir haben es ueberlebt. Am naechsten Morgen um 3.30h raus um den Sonnenaufgang zu sehen. Und der war wirklich jede Anstrengung und jeden Muff wert. Spirituell oder nicht. Jeder von uns erlebten diesen Moment als sehr besonders und heilig. In absoluter Stille erwarteten wir die ersten Sonnenstrahlen. Traumhaft!! Bevor die Sonne aufging kamen allerdings laut krakelend ganze Horden von Glaeubigen Chinesen, aber die vorherigen Momente stiller Vollkommenheit kann uns keiner Nehmen.
Irgendwie ist der Berg wohl doch heilig!