Not macht erfinderisch
Die Loesung des Problems war im Prinzip naheliegend. In Pa So konnten wir keine Hilfe erwarten. Bleiben war also zwecklos! Da das Problem schwerwiegender war als gedacht, hatten wir auch wenig Hoffnung das unser Mechaniker vom Vortag ploetzlich auf eine grandiose Reparaturidee kommen wuerde. Ausserdem wuerden wir damit auch unsere hartumkaempften Kilometer in Richtung Ziel wieder verlieren. Es blieb also nur eins: Blick zurueck nach vorn! Noch rund 80km bis Sapa… Von Sapa gibt es auch einen Zug nach Hanoi. Unsere Hoffnung!
Weiterfahren bedeutete: alle paar Kilometer anhalten, warten bis der Motor abgekuehlt ist, Motorrad starten und schauen wie weit es diesmal reicht. Um die Wartezeiten zu verringern haben wir vor unserer Weiterfahrt noch eine Zahl Wasserflaschen organisiert und gefuellt. Eine gute Idee wie sich herausstellte! Doch Wasserflaschen allein reichen nicht. Damit wird zwar der aeussere Teil des Motors etwas gekuehlt. Bei einer Aussentemperatur von 30 C kuehlt das Motorinnere hingegen nur sehr langsam. Wir hatten noch knapp sechs Stunden bis zur Dunkelheit. Sapa wuerden wir in diesem Schneckentempo nicht mehr erreichen. Not macht erfinderisch! Also habe ich mich entschlossen das kaputte Motorrad bei jeder Steigung zu schieben!! Und zwar mit dem ausgestreckten Fuss. Hoert sich komplizierter an als es eigentlich ist. Der schwierigste Teil ist das richtige Tempo zu finden ohne sich beim Schieben den Fuss zu brechen. Koordination von Hand (Gas) und Fuss. Anstrengend! Ausser einem kleinen Sturz hat es aber gut funktioniert und ich habe ein gratis Bauchmuskeltraining mit Muskelkatergarantie bekommen.
Es waere auch bis nach Sapa alles glatt gegangen… haetten wir nicht dieses Problem mit dem Sprit gehabt. 😉 Jaja, den ganzen Tag ueber viele intelligente Ideen gehabt, aber vergessen zu tanken. Normalerweise reichen acht Liter Benzin locker fuer 80km. Nicht aber bei einem Stundenmittel von knapp 15Km/h. Wir hatten vergessen, dass der Spritverbrauch bei diesem Tempo eher in Stunden und nicht in Kilometer zu berechnen ist. Und das faellt uns dann auf dem 38km langen Anstieg Richtung Sapa ein… Also haben wir die letzten Tropfen Benzin aus dem Truemmerhaufen in die funktionierende Minsk umgefuellt und Elena ist Hilfe holen gefahren. Unterwegs hat sie dann fuenf Vietnamesen getroffen, die auch mit Minsk(s) unterwegs waren. Und diese Begegnung war wohl das Beste was uns passieren konnte. Fuenf altgediente Motorradtouristenguides auf Spritztour. Sie haben uns grosszuegig Sprit geschenkt und wir sind zusammen nach Sapa gerollt.
Mittlerweile war es schon dunkel und Dinnertime. Schnell ins Hotel eingecheckt, geduscht, kurz die mueden Beine ausgestreckt und dann mit den fuenf Tourguides zu abend gegessen. Es gab eine typisch vietnamesisches Gericht: Hotpot. Im Prinzip so aehnlich wie Fondue nur mit einer wesentlich groesseren Fleisch- und Gemueseauswahl. Sehr lecker! Nebenbei haben wir auch noch eine unglaubliche Fuelle an Informationen ueber Sapa und Vietnam im Allgemeinen erhalten und die besten Motorradstrecken Vietnams gezeigt bekommen. Wahnsinn! Mit einem kaputten Motorrad allerdings nicht machbar. Aber auch darum wollten sie sich kuemmern, schliesslich war der beste Mechaniker der Stadt ein guter Freund… Hoffnung am Horizont!